Prolog
(Fünf Personen sitzen oder stehen an einer Bushaltestelle. Sie warten. Lange passiert nichts. Dann beginnen sie zu reden – leise, zögerlich, seltsam. Jeder scheint in seiner eigenen Gedankenwelt zu hängen, doch alle teilen das Warten.)
Der Eine: „Es müsste jetzt eigentlich schon längst da sein.“
Die Andere: „Vielleicht ist es unsichtbar gekommen.“
Die Weitere: „Unsichtbar? Dann hätten wir es doch gespürt.“
Die Noch eine: „Ich habe gespürt, dass meine Schuhe mit mir sprechen wollen.“
Die da hinten: „Die Uhr tickt nicht mehr, sie hüpft.“
(Lange Pause. Alle starren in verschiedene Richtungen. Plötzlich sprechen alle gleichzeitig – laut, monoton, synchron:)
Alle: „Es wird kommen. Es wird kommen. Es wird kommen.“
(Stille. Dann:)
Die Andere: „Oder auch nicht.“
Aufgabe für die Gruppe
Thema:
Entwickelt eine eigene kurze Szene des absurden Wartens – frei nach dem Vorbild von Warten auf Godot.
Rahmenbedingungen:
Ihr entscheidet selbst über Ort (Bushaltestelle, Wartezimmer, Kasse, Bahnsteig, …) und über das Ereignis, auf das ihr wartet.
Entwickelt Rollenfiguren, die unterschiedlich auf das Warten reagieren (z. B. hoffnungsvoll, genervt, gleichgültig, ängstlich, überdreht).
Gestaltet einen Gesprächsverlauf, der nicht logisch sein muss – er darf absurd, widersprüchlich, schräg oder verwirrend sein.
Baut mindestens eine Stelle ein, an der alle gleichzeitig denselben Satz sprechen oder denselben Laut erzeugen (synchrones Sprechen).
Spielweise:
Arbeitet mit Pausen, Wiederholungen und Stille.
Übertreibt kleine Alltäglichkeiten, sodass sie lächerlich oder bedeutungsvoll erscheinen.
Lasst offen, ob das Erwartete jemals eintritt.
Ziel:
Eure Szene soll neugierig machen, verstören und das Publikum fragen lassen: „Worauf warten die eigentlich – und warum?“